Praxis & Medizin

Probiotika bei Metformin-Intoleranz und Typ-2-Diabetes

Nach über 60 Jahren, in denen Metformin in den europäischen und amerikanischen Leitlinien als Mittel der ersten Wahl für die Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 empfohlen wurde, empfahlen mehrere Institutionen kürzlich, dass die Pharmakotherapie patientenzentriert sein sollte und dass bei der Entscheidung, welches Medikament zu Beginn der Behandlung zu wählen ist, Komorbiditäten berücksichtigt werden sollten. Nach wie vor ist Metformin jedoch ein Medikament mit minimalem Hypoglykämierisiko, Gewichtsneutralität, guter Sicherheit und geringen Kosten, weshalb es nach wie vor weit verbreitet ist. Allerdings vertragen etwa 2-13 % der Patienten Metformin aufgrund von gastrointestinalen Nebenwirkungen nicht. Da Metformin die Darmmikrobiota beeinflusst, stellte eine polnische Forschergruppe die Hypothese auf, dass eine Probiotika-Supplementierung mit mehreren Stämmen die mit der Metformineinnahme verbundenen gastrointestinalen Symptome lindern würde.

Die Wirksamkeit eines Mehrstamm-Probiotikums (2 × 109 koloniebildende Einheiten: Bifidobacterium bifidumBifidobacterium lactis, Bifidobacterium lactis, Lactobacillus acidophilus, Levilactobacillus brevis, Lacticaseibacillus casei, Ligilactobacillus salivarius, Lactococcus lactis und Lactococcus lactis) wurde bei 37 Patienten mit Metformin-Intoleranz im Rahmen einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten, einzentrigen Crossover-Studie untersucht. Die Probanden wurden nach dem Zufallsprinzip zu Beginn der Studie dem Probiotikum (PRO-PLA) oder dem Placebo (PLA-PRO) zugeteilt und wechselten nach 12 Wochen in den anderen Behandlungsarm. Das primäre Ergebnis war die Verringerung der unerwünschten Wirkungen von Metformin auf den Magen-Darm-Trakt.

Unabhängig von der Zuteilung zum Behandlungsarm kam es für beide Gruppen während der Probiotikagabe zu einer signifikanten Verringerung der Häufigkeit, der Menge und des Schweregrads von Übelkeit, Häufigkeit und Schweregrad von Blähungen/Schmerzen im Bauchraum sowie eine signifikante Verbesserung der selbst eingeschätzten Verträglichkeit von Metformin. Darüber hinaus kam es in der PRO-PLA-Behandlungsgruppe zu einer signifikanten Verringerung des Auftretens von Durchfall während der Probiotikagabe. Das Multi-Stamm-Probiotikum verringerte die Häufigkeit von gastrointestinalen Nebenwirkungen bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und Metformin-Intoleranz.

Nabrdalik K, Drożdż K, Kwiendacz H et al.
Clinical Trial: Probiotics in Metformin Intolerant Patients with Type 2 Diabetes (ProGasMet)
Biomed Pharmacother. 12/2023