Praxis & Medizin

Einfluss verschiedener Strategien der Vitamin D-Zufuhr auf Atemwegsinfektionen

Im Herbst und Winter sind Sportler und Militärangehörige aufgrund intensiven Trainings und oftmals unzureichender Ernährung anfälliger für Atemwegserkrankungen wie Erkältungen. Studien zeigen, dass Vitamin D eine immunmodulatorische Wirkung hat und bei der saisonalen Verbreitung von Infektionen eine Rolle spielen könnte.

Ziel einer Studie war es nun, den Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Status und Infektionen der oberen Atemwege bei körperlich aktiven Männern und Frauen über die Jahreszeiten hinweg zu bestimmen. In einer folgenden weiteren Studie wurden anschließend die Auswirkungen von sicherem, simuliertem Sonnenlicht oder oraler D3-Supplementierung im Winter auf Infektionen der oberen Atemwege und die Schleimhautimmunität untersucht, die sich aus einer Vitamin-D-Suffizienz ergaben.

In Studie 1 wurden bei der militärischen Grundausbildung 1644 Rekruten beobachtet. Nur 21 % der Probanden waren im Winter ausreichend mit Vitamin D versorgt. Rekruten mit ausreichender Vitamin D-Versorgung hatten eine um 40 % geringere Wahrscheinlichkeit an einer Infektion der oberen Atemwege zu erkranken als Rekruten mit 25(OH)D <50 nmol-L-1. Auch nach Berücksichtigung von Geschlecht und Rauchen blieb dieser Zusammenhang bestehen. Jede Infektion der oberen Atemwege führte im Schnitt zu drei verpassten Trainingstagen.

In der weiteren kontrollierten, randomisierten Studie wurde 250 Männer eingeschlossen, die eine militärische Ausbildung absolvierten. Sie erhielten entweder Placebos, simuliertes Sonnenlicht (das 1,3-fache der erythematischen Standarddosis, 3x/Woche für 4 Wochen und dann 1x/Woche für 8 Wochen) oder orales Vitamin D3 (Täglich 1000 IU für 4 Wochen und dann täglich 400 IU für 8 Wochen). Die Vitamin-D-Ergänzungsstrategien zeigten sich ähnlich wirksam, um bei fast allen (≥ 95 %) eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung zu erreichen. Im Vergleich zu Placebo verringerte die Vitamin D-Zugabe die Schwere der Symptome von Infektionen der oberen Atemwege um 15 % und die Anzahl der Erkrankungstage um 36 %. Diese Verringerungen waren bei beiden Vitamin D-Strategien signifikant.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D die Belastung durch obere Atemwegserkrankungen während der militärischen Ausbildung verringern kann.

Hinweis zum Versorgungszustand von Vitamin D (Nationale Verzehrsstudie II 2008)
In der Altersgruppe ab dem 19. LJ. erreichen über die normale Ernährung 0 % der Frauen und Männer die Zufuhr-Empfehlung, weshalb den am schlechtesten Versorgten circa 19,2 µg Vitamin D fehlen. (DGE-Empfehlung: 20 µg/Tag) 

Harrison SE, Oliver SJ, Kashi DS et al.
Influence of Vitamin D Supplementation by Simulated Sunlight or Oral D3 on Respiratory Infection during Military Training
Med Sci Sports Exerc. 7/2021